SPD fürchtet, dass die Gemeinde finanziell über den Tisch gezogen werden soll.
Mit 1,3 Millionen Euro ist Oftersheim schon in Vorleistung gegangen, unter anderem damit der Bahnhof der Gemeinde teilweise behindertengerecht ausgebaut wurde. Für eine kleine Gemeinde ist das ein Betrag, der nicht mal eben so aus der Kaffeekasse bereitgestellt werden kann. Umso schlimmer ist es, empört sich der SPD-Ortsverein, dass das Ziel, nämlich ein behindertengerechter Zugang zu allen S-Bahnen, kein Stück näher gerückt ist. Die abenteuerliche Argumentation des Eisenbahnbundesamtes, mit der es sich um die Kosten für den nötigen Umbau drücken will, war Anlass für Landtagsabgeordneten Daniel Born und der SPD-Bundestagskandidatin Neza Yildirim, sich mit der SPD vor Ort ein Bild zu machen. Während der Weg für Rollstuhlfahrer zum Gleis Richtung Mannheim dank der Investition der Gemeinde kein Problem darstellt, ist noch völlig offen, wie dies zu den Zügen in Richtung Karlsruhe passieren soll. „Wie soll ein gehbehinderter Mensch, der auf die Hilfe eines Rollators angewiesen ist, die steile, ortsseitige Rampe hinunterkommen,“ wundert sich Daniel Born. „Bei einer S-Bahn-Haltestelle, die nicht auf der grünen Wiese, sondern im Ort liegt, sollte die Bahn Interesse an allen Kunden haben, die auf den öffentlichen Nahverkehr nutzen wollen.“ Neza Yildirim fragt sich, wie eine Mutter mit Kinderwagen erst recht bei ungünstiger Witterung und glattem Grund sicher zum Bahnsteig Richtung Karlsruhe gelangen soll? „Wer aus Mannheim kommend in Oftersheim aussteigen will, muss das vorher wissen.“ Die von der Bahn vorgeschlagene Lösung, ein Aufzug in der Mitte der Unterführung, ist nur ein Teil der Lösung, erklärt Ortsvereinsvorsitzender Andreas Heisel: „Was ist ein Aufzug von der Unterführung zur Bahnsteigebene wert, wenn schon der Zugang dorthin mit Gehhilfen oder gar Rollstühlen nicht nutzbar ist?“ Genau das scheint aus SPD-Sicht der Knackpunkt in den Verhandlungen zwischen Bahn und Gemeindeverwaltung zu sein. Die Bahn nämlich erklärt die viel zu steile Rampe mal eben für eine Unterführung der Gemeinde, die nichts mit dem Zugang zu den Bahnsteigen zu tun hat, und beharrt auf ihrer Aufzuglösung. „Dass Gemeinderat und Bürgermeister vor Ort das andern sehen, scheint in Berlin keinen zu interessieren“, sagt SPD-Fraktionssprecher Jens Rüttinger: „Es geht hier nicht darum, dass einfach nur ein Weg unter den Bahnlinien hindurch mit dem Rollstuhl befahren werden soll. Es geht darum, dass die S-Bahn mit dem Rollstuhl erreicht werden kann.“ Völlig offen ist aus SPD-Sicht, wer in die Pflicht zu nehmen ist, wenn die aufwändige technische Fahrstuhllösung kaputt ist. Man kennt das von anderen Bahnhöfen: Wenn ein Aufzug nicht funktioniert, kann die Reparatur dauern. Außerdem ist dann auf Dauer die Frage zu klären, wer in diesem Fall für die Kosten aufkommt. Der Ortsverein hat vor diesem Hintergrund den Eindruck, dass die Planer bei der Bahn den Bahnhof nie selbst gesehen haben und eine für sie kostengünstige Umsetzung anstreben. Die vor Ort gewünschte Lösung mit Rampen zu beiden Fahrtrichtungen, die den Vorgaben für einen behindertengerechten Zugang genügen, darf nicht einfach unter den Tisch fallen, meint der Ortsvereinsvorsitzende: „Wir müssen davon wegkommen, das seitens der Bahn argumentiert wird, wie sie es gerade braucht, und den Nachteil hat die Gemeinde.
Von links nach rechts: Hartmut Michel, Daniel Born, Jens Rüttinger, Ingo Staudt, Bernd Hertlein, Susanne Eickmeier, Neza Yildirim.